Klinische und bildgebende Charakteristika bei Temporallappenentzündung: Ist Unterscheidung einer Herpes Simplex Infektion von anderen Ursachen möglich?

Die Herpesenzephalitis ist die häufigste, tödlich verlaufende Gehirnentzündung aufgrund von Viren. Eine Infektion erfolgt über die Nasenschleimhaut und den Riechnerv. Zu Beginn haben Betroffene grippeähnliche Symptome. Im Anschlussstadium entwickelt sich ein hochfieberhafter Infekt mit starker Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes und neurologischen Defiziten.

Eine aktuelle Studie (1) beschreibt die Bandbreite an Ursachen, die mit einer Entzündung des Temporallappens im Gehirn assoziiert sind und identifiziert klinische und radiologische Eigenschaften anhand derer man eine Herpes Simplex bedingte Enzephalitis von anderen Ursachen unterscheiden kann.

Hierfür wurden alle Patientenfälle des California Encephalitis Projekts, die eine Gehirnentzündung und Auffälligkeiten im MRT aufwiesen, analysiert.

Wissenschaftler untersuchten Assoziationen zwischen spezifischen klinischen und MRT- Charakteristika mit dem Vorliegen einer Herpes Simplex bedingten Enzephalitis und verglichen diese mit anderen Ursachen für eine Temporallappenentzündung. Die Analyse erfolgte anhand von multivariaten logistischen Modellen, um die radiologischen Prädiktoren für eine Herpes Simplex Enzephalitis zu identifizieren.

Von 251 Fällen einer Temporallappenentzündung, waren 43% infektionsbedingt, verglichen mit 16% nicht infektiöser Genese.

Unter den Infektionen war das Herpes Simplex Virus der häufigste Erreger (60 Betroffene), gefolgt vom Tuberkuloseerreger (8 Betroffene) und dem Varizella Zoster Virus (7 Betroffene).

In der Patientengruppe, die aufgrund einer nichtinfektiösen Ursache an einer Enzephalitis erkrankte, war eine autoimmune Genese bei mehr als der Hälfte (21 Betroffene) ursächlich dafür.

Patienten mit einer Herpes Simplex Gehirnentzündung, waren im Schnitt eher höheren Alters (56.8 vs. 50.2 Jahre), eher hellhäutig (53% vs. 35%), eher akut betroffen (88% vs. 64%) und hatten Fieber (80% vs. 49%). Zudem hatten sie selten einen Hautausschlag (2% vs. 15%).

In einem multivariaten Model waren ein bilateraler Temporallappenbefall, sowie Läsionen außerhalb des Temporallappens, der Insula oder des Cingulums mit niedriger Wahrscheinlichkeit für eine Herpes Simplex Enzephalitis assoziiert.

Fazit: Wenn ein Patient an einer Temporallappenentzündung erkrankt ist und der Verdacht auf eine Herpes Simplex Infektion als Ursache besteht, sollten zusätzlich dazu, abhängig vom präsentierten Krankheitsbild, andere Differentialdiagnosen in Betracht gezogen werden. Diese anderen Ursachen können sowohl infektiös, als auch nichtinfektiös sein. Spezifische klinische und bildgebende Parameter können helfen eine Herpes Simplex Enzephalitis von einer nicht Herpes Simplex bedingten Temporallappenentzündung des Gehirns zu unterscheiden.

Anmerkung: Anscheinend spricht ein akuter Verlauf (< 1. Woche), Fieber und unilateraler Temporallappenbefall für ein Herpes-Simplex-Enzephalitis, und bilateraler Temporallappenbefall nicht.

1-Chow et al. : Use of clinical and neuroimaging characteristics to distinguish temporal lobe herpes simplex encephalitis from its mimics. Clin Infect Dis. 2015 May 1;60(9):1377-83 

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