Frei# Wie Cannabis den Verlauf der psychischen Krankheiten beeinflusst, ist auch in Deutschland ein anhaltender Diskussionspunkt. Die Datenlage zu diesem Thema ist noch unzureichend. Eine aktuelle Studie (1) untersuchte, ob bipolare Patienten, die ihren Cannabis-Konsum während einer gemischter Depression/Manie-Episode stoppen, besseres psychisches und funktionales Outcome als die Patienten haben, die weiter Cannabis konsumierten oder nie Cannabis verwendet hatten.
Die Autoren analysierten dafür die Daten der 2-jährigen europäischen EMBLEM-Studie (European Mania in Bipolar Longitudinal Evaluation of Medication), eine Beobachtungsstudie mit Erwachsenen, die unter manischen und gemischten Episoden der bipolaren Krankheit litten. Darin wurden 3 Gruppen nach Cannabis-Konsum gebildet: Cannabis-Konsum, früherer Cannabis-Konsum, Niemals-Cannabiskonsum. Assoziationen zwischen Cannabiskonsum und Outcome wurden ausgewertet. Die Ergebnisse:
Von den 1922 Patienten waren 6.9% aktuelle Cannabis-Konsumenten, 4.9% frühere Konsumenten, und 88.5% Niemals-Konsumenten. Das klinische Outcome fiel zwischen den Gruppen unterschiedlich aus. Frühere Cannabis-Konsumenten hatten die höchsten Remissionsraten (68%) und Genesung (38.7%) und die niedrigsten Rezidivraten (29.8%). Das Outcome der früheren Konsumenten war ähnlich wie das von Niemals-Konsumenten (all P > 0.05). Die aktuelle Cannabis-Konsumenten hatten die schlechtesten Ergebnisse: niedrige Genesung und Remission, häufige Rezidive und Arbeitsunfähigkeit, und öfters Trennung vom Partner (P = von 0.004 bis 0.016).
Fazit: Bipolare Patienten, die während der manischen oder gemischten Episoden den Cannabis-Konsum stoppen, haben eine ähnlich gute Prognose, wie die Patienten, die niemals Cannabis konsumiert haben. Aktuelle Cannabis-Konsumenten haben das schlechteste Outcome in fast allen Bereichen: von erhöhten Rezidivraten bis verminderte Alltagsfähigkeiten.
Anmerkung: Drogenmissbrauch ist grundsätzlich mit einer schlechten Prognose bei diesen Patienten verbunden, und das Outcome verschlechtert sich, wenn die Patienten neben Cannabis weitere Drogen - wie Alkoholmissbrauch- einnehmen. Also Finger weg.
Umgekehrt wiederum können Drogen drogeninduzierte Psychosen und weitere psychische Krankheiten auslösen bzw. bei entsprechender Veranlagung aktivieren.