Die US-Fachgesellschaften American College of Cardiology (ACC) und American Heart Association (AHA) hatten 2013 eine neue Guideline zur Prävention von kardiovaskulären Krankheiten veröffentlicht und darin die Indikation für Statine zur Senkung des LDL-Cholesterins weiter erweitert.
Vor allem folgende Punkte hatten für kontroverse Diskussionen gesorgt: Patienten mit LDL-Cholesterin-Werten > 190mg/dL, oder auch Patienten im Alter zwischen 40 und 75 Jahren mit einem geschätzten 10-Jahresrisiko > 7,5% für kardiovaskuläre Krankheiten sollten eine Statintherapie bekommen. Anders gesagt, es wurde bei bestimmten Populationen gänzlich auf LDL-Grenzwerte zur Einleitung der Statintherapie verzichtet. (Mit Tools wie ASCVD-Risk-Estimator von AHA kann das kardiovaskuläre Risiko bestimmt werden).
Eine Analyse (3) in der Fachzeitschrift NEJM hatte des Weiteren gezeigt, die neue Leitlinie mit großzügigem Statin-Einsatz würde dazu führen, dass die meisten Menschen zwischen 60 bis 75 Jahren Statine erhalten würden. Jetzt aktuell sind im Juli/2015 zwei Studien in „JAMA" erschienen, die die klinischen Auswirkungen der neuen AHA-Leitlinie zur Statintherapie untersuchen (1,2).
Vorweg, die Ergebnisse der beiden Studien unterstützen die Empfehlungen der neuen AHA-Leitlinie.
In der ersten Studie wurden 2435 Statin-naive Patienten (mittleres Alter 51 Jahre) ohne bekannte atherosklerotische Kreisklaufkrankheiten, bei denen initial ein Risikofaktor-Assessment durchgeführt wurde, 9 Jahre lang beobachtet. Die Auswirkungen der Empfehlungen von der AHA-Leitlinie wurden dann mit der von ATP III (Expert Panel on Detection, Evaluation, and Treatment of High Blood Cholesterol in Adults, 2004) verglichen. ATP-III hatte 2004 die bekannte zurückhaltende LDL-geführte Statintherapie empfohlen.
Die Ergebnisse der ersten Studie zeigten, dass die neue AHA-Leitlnie vor allem Patienten mit mittlerem kardiovaskulärem Risiko (10-Jahresrisiko zwischen 6-20%), die von einer Statintherapie am ehesten profitieren würden, besser identifizieren kann.
Die zweite Studie verwendete in den USA ein Mikrosimulationsmodell anhand der Framingham-Daten, welches ergab, dass eine Statintherapie bei Menschen im Alter zwischen 45 und 70 Jahren mit einem geschätzten 10-Jahresrisiko > 7,5% für kardiovaskuläre Krankheiten ein akzeptables Kosten/Nutzen-Profil hat.
Medknowledge-Anmerkung: Die beiden Studien unterstützen eindeutig die Statintherapie mit erweiterter Indikation, mit mehr Orientierung auf das 10-Jahres-Herzinfarkt/Schlaganfallrisiko und weniger auf die LDL-Werte. Die Diskussion über die richtige Statintherapie-Indikation wird somit noch weiter angeheizt.