Herzinfarkt-Patienten erhalten oft Sauerstoff. Ist es aber bei Patienten mit normaler Sauerstoffsättigung (> 94%) notwendig, ja sogar schädlich? Eine aktuelle Studie in "Circulation" ging dieser Frage nach (1).
Insgesamt 441 Patienten mit bestätigter STEMI wurden entweder für Standard-Sauerstoff-Gabe (8 L/Min.) oder für Sauerstoff erst bei O2-Sättigungsabfall (< 94%) randomisiert. Den Primären Punkt bildeten die Herzinfarkt-Grösse, Herzenzyme Troponin-I und CK. Die Beobachtungszeit betrug 6 Monate.
Die mittleren Troponin-Werte waren in beiden Gruppen ähnlich. Die Standard-Sauerstoffgabe-Gruppe hatte jedoch erhöhte mittlere CK-Werte(1948 vs. 1543 U/L), häufigere Herzinfarkt-Rezidive (5.5% vs. 0.9%) und Herzrhythmusstörungen (40% vs.31%) als die Sauerstoff-bei-Bedarf-Gruppe.
Nach 6 Monaten hatte die Standard-Sauerstoffgabe-Gruppe sogar eine Zunahme der Infarktgröße bei kardialer MRT.
Fazit: Sauerstoff-Zusatztherapie bei STEMI-Herzinfarkt-Patienten mit normaler Sauerstoffsättigung (also ohne Hypoxie-Zeichen) erhöht möglicherweise die frühen kardialen Schäden und die Infarktgrösse nach 6 Wochen.
Anmerkung: Sauerstoff sollte bei Herzinfarkt nur bei Bedarf verabreicht werden, ansonsten kann es sogar eher Schaden als Nutzen bewirken. Das erinnert ein wenig an die COPD-Patienten, bei denen zu viel Sauerstoff eine Narkolepsie durch Ausschaltung des Atemantriebs und erhöhte CO2-Werte auslösen kann.