Bekanntlich werden viel zu häufig und unnötig Antibiotika verordnet, insbesondere bei Atemwegskrankheiten. Bisher hatte man sich bei der Messung der Verordnungen auf den ambulanten Bereich konzentriert. Wie ist jedoch die Situation in Krankenhäusern. Dieser Frage ging eine US-Studie nach (1).
Die Autoren analysierten die Daten von zufällig ausgewählten 500 stationär behandelten Patienten in der Infektionsabteilung von Veterans Affairs Hospital in Minneapolis. Die Ergebnisse:
Über die Hälfte der Patienten bekam eine Antibiotika-Therapie.
Die Diagnosen waren bei 58% der Fälle falsch, bei 31% ungenau und bei 4% unklar. Und bei 6% der Fälle gab es keine Diagnosen nur Zeichen oder Symptome.
Bei Patienten mit korrekten Diagnosen wurden bei 73% der Fälle nicht-passende Antibiotika ausgewählt.
Fazit: Die Ergebnisse sind bezüglich des richtigen Umgangs mit Antibiotika in Krankenhäusern ebenfalls verheerend. Die Ärzte greifen auch dort oft und unnötig zu Antibiotika. Und bei richtigen Indikationen wird nicht selten die falsche Antibiotika (nicht passendes Erregerspektrum, Weitspektrum- anstatt spezifische Antibiotika) gewählt.
Die Autoren empfehlen für Krankenhäuser-Ärzte „Antibiotic-Stewardship" mit Trainingsprogramm und Supervision, um den den unnötigen Antibiotikaverbrauch zu senken.
Anmerkung: Die Ergebnisse ließen sich vermutlich auch auf Deutschland übertragen. Der Zeitdruck, der Handlungsdruck und oft unzureichende Supervision/Kontrolle durch Oberärzte und Chefärzte in Krankenhäusern sind mögliche Faktoren, die zu unnötigen Antibiotika-Verwendung führen.