Risikofaktoren-Identifizierung zur Vorhersage suizidalen Verhaltens nach psychiatrischer Hospitalisierung von US Soldaten Army STARRS (Army Study to Assess Risk and Resiliencs in Servicemembers).
Die US Armee hat einen starken Anstieg von Suiziden Ihrer Soldaten seit 2004 zu beklagen. Administrative Daten zeigen, dass Soldaten mit vorheriger psychiatrischer stationärer Behandlung in den folgenden 12 Monaten das höchste Risiko für suizidales Verhalten aufweisen.
Es wurde daher versuch einen aktuellen Algorhythmus zur Vorhersage des Risikos für suizidales Verhalten zu erarbeiten und in diesen Fällen die Versorgung nach dem stationären Aufenthalt zu verbessern.
Insgesamt wurden 53769 stationäre Behandlungen von im Dienst befindlichen Soldaten vom 1. Januar 2004 bis zum 31. Dezember 2009 registriert (9. ICD). Daten die vor der Entlassung aus dem Krankenhaus erhoben wurden (Soziodemographie, Dienstkarriere in der Armee, Führungszeugnisse, medizinische Diagnosen und Medikamentenkonsum), stellten die Grundlage für die Vorhersage des möglicherweise suizidalen Verhaltens in den nächsten 12 Monaten dar. Mit Hilfe von Regressionsanalysen bzw. Lernmodellen (regression trees, penalized regressions) wurden die aus einem Kreuzvalidierungsverfahren gewonnen Daten (linear, nicht-linear, und interaktiv) verarbeitet.
Primäres Outcome der Untersuchung stellte der Suizid von Soldaten in den ersten 12 Monaten nach Entlassung aus der stationären psychiatrischen Behandlung dar.
68 Soldaten begangen in den ersten 12 Monaten nach Entlassung aus dem Krankenhaus Suizid (12% aller Suizid-Fälle der US Armee). Dies entspricht 263,9 Suiziden pro 100.000 Personenjahren, im Vergleich dazu 18,5 Suizide pro 100.000 Personenjahre in der gesamten US Armee.
Zu den stärksten Prädiktoren zählten Soziodemographische Faktoren (männliches Geschlecht [odds ratio = 7,9] und höheres Alter bei Einberufung [OR = 1,9]), Straftaten (wie verbale Gewalt [OR = 2,2] oder Waffenbesitz [OR =5,6]), vorangegangener Suizidversuch [OR = 2,9], vorangegangene ambulante oder stationäre psychiatrische Behandlung mit Verschreibung von Antidepressiva [OR = 1,3] und Erkrankungen die während des stationären Aufenthaltes festgestellt wurden (nichtaffektive Psychose [OR = 2,9].
52,9% der Suizide traten in der Gruppe (5% der Gesamtpopulation) mit zuvor am höchsten prognostizierten Risiko auf (3824,1 Suizide in 100.000 Personenjahren). In dieser Gruppe traten auch signifikant häufiger unbeabsichtigte tödliche Verletzungen, Suizidversuche und erneute stationäre Aufnahmen auf.
Fazit: Das hohe Risiko für Suizid und für weitere unerwünschte Ereignisse nach stationärer Versorgung psychiatrisch erkrankter Soldaten rechtfertigt womöglich eine Ausweitung der Versorgung nach dem Krankenhausaufenthalt. Dabei müssen jedoch die Kosten der Intervention, die Effektivität und die möglichen unerwünschten Folgen beachtet werden.