Frei#  Ticagrelor ist ein direktwirksamer, reversibler Antagonist des thrombozytären P2Y12-Rezeptors (Medknowledge Anmerkung: Die Antagonisation des P2Y12-Rezeptors bewirkt eine Hemmung der Thrombozytenaggregation, also eine verminderte Bildung von Blutgerinnseln. Auf diesen Wirkungsmechanismus basieren außer Ticagrelor auch Medikamente wie Clopidogrel oder Prasugrel; Gegenüber diesen hat Ticagrelor jedoch den Vorteil eines schnelleren Wirkungseintritts, da es nicht metabolisch aktiviert werden muss). Bei Patienten mit einem Myokardinfarkt mit ST-Strecken-Hebung (STEMI) verringert die Verabreichung von Ticagrelor bei Klinikaufnahme die Inzidenz schwerer Herz-Kreislauf-Ereignisse. Eine aktuelle Studie untersuchte ob eine vorstationäre Verabreichung von Ticagrelor, sozusagen im Rettungswagen auf dem Weg in die Klinik, die koronare Reperfusion und das klinische Outcome von STEMI-Patienten verbessern kann.

Es handelt sich um eine internationale, randomisierte Studie mit Beteiligung von 1862 Patienten mit nicht länger als 6 Stunden andauerndem STEMI. Die Autoren verglichen die präklinische Behandlung mit Ticagrelor (im Rettungswagen) und die Behandlung mit Ticagrelor bei Klinikankunft (im Herz-Katheter-Labor). Es gab zwei primäre Endpunkte: der Anteil der Patienten, die vor einer perkutanen koronaren Intervention (PCI) keine mindestens siebzigprozentige Rückbildung der ST-Strecken-Hebung hatten, und der Anteil der Patienten bei denen in der initialen Angiografie der Infarktbeteiligte Arterie die Thrombolyse im Myokardinfarkt-Bereich Fluss-Grad 3 nicht vor PCI NICHT erreichte. Die sekundären Endpunkte waren schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse und definitive Stentthrombose nach 30 Tagen.

Die mittlere Zeitspanne zwischen Randomisation und Angiografie war 48 Minuten und die mittlere Zeitdifferenz zwischen den beiden Behandlungsmethoden lag bei 31 Minuten.

Hinsichtlich der beiden koprimären Endpunkte gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen der präklinischen und der stationären Gruppe. In 42,5% der präklinischen und 47,5% der stationären Patienten zeigte sich keine mindestens siebzigprozentige Rückbildung der ST-Strecken-Hebung.

Die Raten schwerer Herz-Kreislauf-Ereignisse waren vergleichbar in beiden Studiengruppen.

Die Häufigkeit definitiver Stentthrombosen war niedriger in der präklinischen Gruppe als in der stationären Gruppe (0% vs. 0,8% in den ersten 24 Stunden; 0,2% vs. 1,2% nach 30 Tagen).

Die Rate schwerer Blutungen war vergleichbar niedrig in beiden Gruppen, unabhängig der berücksichtigten Definition von "Blutungen".

Fazit: Die präklinische Behandlung mit Ticagrelor im Rettungswagen bei Patienten mit akutem STEMI scheint sicher zu sein, verbessert jedoch nicht die koronare Reperfusion vor einer perkutanen koronaren Intervention.

Medknowledge-Anmerkung: Anders gesagt, reicht es, wenn die Patienten Ticagrelor im Katheter-Labor im Krankenhaus erhalten.

Montalescot et al. Prehospital ticagrelor in ST-segment elevation myocardial infarction. NEJM September 1, 2014

 

 

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