Onkologische Patienten unter Chemotherapie stellen sich oft mit Fieber und Neutropenie ( < 1000 Zellen) in der Notaufnahme vor. Viele dieser Patienten erhalten parenterale Antibiotika-Therapie, obwohl die führenden US-Fachgesellschaften "The Infectious Diseases Society of America" und "American Society of Clinical Oncology" ausreichend halten, Low-Risk-Patienten ohne eine Infektionsquelle mit einer oralen Antibiotika-Therapie zu entlassen. Eine aktuelle Studie "Academy Emergency Medicine" untersuchte die optimale Vorgehensweise bei dieser Fragestellung.
Medknowledge-Anmerkung: Der Risiko-Status eines Patienten mit Neutropenie und Fieber kann mit Hilfe von MASCC-Score (2) bestimmt werden.
Die Autoren werteten die Daten von allen Patienten, die sich mit Neutropenie (< 1000 Zellen) und Fieber in der Notaufnahme einer Uniklinik zwischen 2010 und 2014 vorgestellt hatten. In die Analyse wurden nur Patienten dann eingeschlossen, die keine klare Infektionsquelle hatten.
Die Patienten wurden als Low-Risk und High-Risk-Gruppe eingeteilt, sowie die Leitlinientreue Anordnung der Antibiotika überprüft.
Von 173 Patienten wurden 44 (25%) in die Low-Risk- und 129 (75%) in die High-Risk-Gruppe eingestuft.
Therapie-Management war insgesamt in 121 Fällen (75%) leitlinientreu.
Bei Low-Risk-Patienten jedoch weichte das Therapie-Management bei 43 Fällen (98%) von Therapie-Empfehlungen ab, bei High-Risk-Patienten nur bei 9 Fällen (7%).
Bei 36 Now-Risk-Fällen (83%) war die Therapie aggressiver als empfohlen, und wurden unnötig parenterale Antibiotika verabreicht.
Fast alle Low-Risk-Patienten mit febriler Neutropenie wurden nicht nach Leitlinien-Empfehlungen therapiert, und erhielten eine iv-Antibiotika-Therapie.
Wenn die Ärzte sich an die Leitlinie halten würden, würden viele unnötige Hospitalisationen und aggressive Antibiotika-Therapie mit all ihren Nebenwirkungen vermieden werden.
2-MASCC score für febrile Neutropenie: Identifying Patients at Low Risk for FN Complications