Bei Patienten mit Penicillinallergie werden oft die Betalaktam-Antibiotika (Penicilline, Cephalosporine) strikt vermieden, obwohl es bei vielen Patienten mit vermeintlicher Penicillinallergie häufig nicht sicher ist, ob sie tatsächlich eine Penicillin-Allergie haben.

Gleichzeitig ist die Antibiotika-Wahl für die empirische Therapie der Bakteriämie/Sepsis-Patienten mit gramnegativen Keimen, die in der Vorgeschichte eine Penicillinallergie vorweisen, schwierig. Da Betalaktam-Antibiotika für diese Erreger in den Leitlinien als Erstlinientherapie empfohlen werden.

Wissenschaftler in den USA haben in einer retrospektiven Studie die Daten von 433 Patienten mit Bakteriämie-Infektionen und im Blutkultur nachgewiesenen gramnegativen Keimen, bei denen anamnestisch eine Penicillinallergie bekannt ist, ausgewertet. Die Kontrollgruppe bildeten 119 Patienten mit ähnlicher Klinik aber ohne Penicillinallergie.

Alle Patienten in beiden Gruppen erhielten als empirische Therapie Betalaktam-Antibiotika.

Das Therapieversagen trat in der Gruppe ohne Penicillinallergie-Anamnese häufiger auf (38.7% vs. 27.4%). Fieber > 38 Grad war das häufigste Zeichen des Therapieversagens in den ersten 72 Stunden nach empirischer Antibiotika-Gabe.

Allergische Reaktionen traten insgesamt bei 16 Patienten (2.9%) von 552 Patienten. Von denen hatten 13 Patienten eine Penicillinallergie-Anamnese.

Patienten mit anaphylaktischen Reaktionen auf Betalaktam-Antibiotika in der Vorgeschichte hatten insgesamt ein höheres Risiko für allergische Reaktionen bei einer erneuten Betalaktam-Antibiotika-Exposition.

Fazit: Bei Bakteriämie/Sepsis-Patienten mit gramnegativen Keimen überwogen die Vorteile der Betalaktam-Antibiotika selbst bei Patienten mit Penicillinallergie-Vorgeschichte deutlich die Nachteile.

Medknowledge-Anmerkung: Die Ergebnisse unterstützen bei Bakteriämie/Sepsis-Patienten mit gramnegativen Keimen, die anamnestisch über eine Betalaktam-Allergie berichten, die Gabe von Betalaktam-Antibiotika anderer Klassen. Bei Patienten mit anaphylaktischen Reaktionen auf Betalaktame in der Anamnese müssten auf andere alternative Nicht-Betalaktam-Antibiotika ausgewichen werden.

1-Jeffres et al. Consequences of avoiding ?-lactams in patients with -lactam allergies. J Allergy Clin Immunol. 2016 Apr;137(4):1148-53.

 

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