Gefäßdissektionen am Hals zählen zu den häufigsten Ursachen für einen Schlaganfall bei jungen bis mittelalten Erwachsenen. Bei einigen chiropraktischen Griffen wird leichter bis sehr starker Druck auf die Halswirbelsäule durch den Therapeuten ausgeübt. Die Fachgesellschaften American Heart Association/American Stroke Association (AHA/ASA) haben, nach Analyse der aktuellen Evidenzlage, neue Empfehlungen zur Gefäßdissektion nach chiropraktischer HWS-Manipulation veröffentlicht (1).

Eine Dissektion ist ein Einriss eines Blutgefäßes. Dieser ereignet sich meist in der innersten Wandschicht. Hierbei kann es zur Einblutung zwischen die einzelnen Wandschichten kommen. Patienten mit einer Gefäßdissektion klagen über einseitigen Kopfschmerz, Schmerzen in der HWS oder zerebrale/ retinale Ischämie (flüchtige Durchblutungsstörung oder Schlaganfall), meistens aufgrund eines arteriellen Embolus. Zudem können Beschwerden auftreten, wie Lähmungen durch Beeinträchtigung der Hirnnerven, Augenmuskellähmungen oder pulsierende Ohrgeräusche (Tinnitus).

Die Diagnose der Gefäßdissektion bedarf einer sorgfältigen Anamnese, sowie einer gründlichen körperlichen Untersuchung und gezielten Zusatzuntersuchungen. Obwohl ein banales Trauma als Ursache fraglich ist, können mechanische Kräfte zu Verletzungen der Intima (Innerste Schicht der Gefäßwand) der Wirbelarterien (Vertebralarterien) und der inneren Halsschlagader führen und eine Gefäßdissektion verursachen.

Viele Patienten haben ein gutes Outcome, wohingegen jedoch bei einigen auch neurologische Komplikationen auftreten. Bisher gibt es keine evidenzbasierten Richtlinien für die beste Behandlungsstrategie der Gefäßdissektion.

Thrombozytenaggregationshemmer und antikoagulatorische Behandlungen werden zur Vorbeugung von lokalen Thromben und daraus resultierenden Embolien angewandt. Fall-Kontroll-Studien, sowie andere Analysen stellten die Behauptung auf, dass es einen epidemiologischen Zusammenhang zwischen Gefäßdissektion der Vertebralarterie und chiropraktischer HWS-Manipulation gibt. Es ist unklar, ob diese Behauptung darauf beruht, dass ein Trauma durch eine chiropraktische Therapie verursacht wurde, oder, ob nicht erkannt wurde, dass der Patient bereits vorher eine Gefäßdissektion hatte.

Für die Diagnostik der Dissektion dienen Ultraschall, CT-Angiographie und MRI mit MR-Angiographie. Die Follow-Up Neuro-Bildgebung sollte mittels nichtinvasiver Verfahren durchgeführt werden. Jedoch weisen Mediziner darauf hin, dass kein einzelnes Verfahren als Goldstandard gilt.

Fazit: Zusammenfassend kann man sagen, dass die Gefäßdissektion eine sehr häufige Ursache des ischämischen Schlaganfalls ist bei jungen und mittelalten Erwachsenen. Meistens ereignet sich diese in der oberen Halswirbelsäule und kann die innere Halsschlagader oder Vertebralarterie in Mitleidenschaft ziehen.

Obwohl bisher der biomechanische Beweis unzureichend ist, um die Behauptung aufrecht zu erhalten, dass chiropraktische HWS-Manipulation eine Gefäßdissektion verursacht, weisen klinische Gutachten darauf hin, dass mechanische Kräfte eine Rolle bei einer beträchtlichen Anzahl an Dissektionen spielen. Zudem zeigten die meisten bevölkerungskontrollierten Studien einen Zusammenhang zwischen chiropraktischer Therapie und Schlaganfall aufgrund einer Dissektion der Vertebralarterien bei jungen Patienten.

Obwohl die Inzidenz von Dissektionen durch chiropraktische Therapie bei Patienten, die kürzlich erst eine solche Therapie erhalten hatten, nicht gut nachgewiesen ist bzw. wahrscheinlich niedrig ist, sollten Ärzte die Möglichkeit einer Dissektion dringend im Hinterkopf behalten und bei entsprechenden Symptomen (plötzliche heftige Nackenschmerzen) aufmerksam werden. Außerdem sollten Patienten darüber aufgeklärt werden, dass es einen statistischen Zusammenhang gibt zwischen Gefäßdissektion und chiropraktischer Therapie, bevor sie sich an der Halswirbelsäule behandeln lassen.

1- Biller et al. Cervical arterial dissections and association with cervical manipulative therapy: A statement for healthcare professionals from the American Heart Association/American Stroke Association. Stroke Published online before print August 7, 2014,

 

 

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